Altersabsicherung in Deutschland: Pessimismus nimmt zu

Der Deutsche Altersvorsorge-Index (DIVAX-AV) setzt seinen Abwärtstrend fort. Nachdem das vom Deutschen Institut für Vermögensbildung und Alterssicherung (DIVA) halbjährlich erhobene Stimmungsbarometer im vergangenen Herbst erstmals in den negativen Bereich abgerutscht war (minus 0,4), erreicht der Wert aktuell mit minus 3,2 einen neuen Tiefstand. Mit möglichen Werten zwischen minus 100 und plus 100 ist der Indexwert seit der Erstauflage 2020 um insgesamt sieben Indexpunkte gefallen. Die Sorgen der Bürger um ihr Auskommen im Alter nehmen also zu.

Der Rückgang resultiert primär aus der aktuellen Lage. Dieser Teilindex ist im Vergleich zur letzten Erhebung von minus 1,3 auf minus sieben deutlich abgerutscht. Beim zweiten Teilindex, dem zu den künftigen Erwartungen liegt der Wert aktuell bei plus 0,6 (Erstauflage: plus 3,2). Dabei schwindet vor allem das Vertrauen in die gesetzliche Rente: Die große Mehrheit der Menschen in Deutschland (60,8 Prozent) geht von einer Verschlechterung aus. In der Herbstumfrage 2021 waren es 58,5 Prozent. Spiegelbildlich glauben 14 Prozent an eine Verbesserung des Versorgungsniveaus der gesetzlichen Rente über die nächsten zehn bis zwanzig Jahre (16,2 Prozent im Herbst 2021).

Korrespondierend mit dem Vertrauensschwund in die gesetzliche Rente möchten die Bürger in Zukunft selbst stärker in ihrer Alterssicherung initiativ werden. 31,9 Prozent planen, mehr in die betriebliche Altersvorsorge zu investieren (28,6 Prozent in der Herbsterhebung 2021), bei der privaten Vorsorge trifft dies sogar auf 42,8 Prozent (39 Prozent in der Herbsterhebung 2021) zu.

Dazu Dr. Helge Lach, Vorsitzender des Bundesverbandes Deutscher Vermögensberater (BDV), des Trägers des DIVA: „Für die Politik liefern die Ergebnisse wichtige Hinweise: Alles dafür zu tun, die gesetzliche Rente stabil zu halten, ist richtig. Das Vertrauen der Bürger schwindet sonst noch weiter. Und damit wäre bei diesem wichtigen Thema niemandem gedient, auch nicht denjenigen, die glauben, allein die betriebliche und die private Vorsorge könne alle Probleme lösen. Da aber trotz aller politischer Maßnahmen Einschnitte allein wegen der Demografie-Falle unausweichlich sein werden, sollte das positive Momentum genutzt werden: Die Bürgerinnen und Bürger sind bereit, zusätzlich betrieblich oder privat vorzusorgen. Möglicherweise fehlen aber bei vielen die Mittel dafür, gerade auch wegen der aktuellen Preissteigerung.“

Die Politik solle deshalb auch daran denken, in diesem Bereich mehr zu tun, zum Beispiel durch staatliche Förderung des langfristigen Aktiensparens. „Dazu gibt es bisher nichts. Auch die Reform des Riester-Sparens gehört dazu. Denn staatliche Förderung ist immer auch ein Stück weit Rendite und Inflationsausgleich. Das würde voraussichtlich viele dazu motivieren, gerade jetzt mehr zu tun“, so Lach.

Für die Berechnung des Index wurden 2.000 Personen in Deutschland von Insa-Consulere im Auftrag des DIVA befragt. (DFPA/JF1)

Das Deutsche Institut für Vermögensbildung und Alterssicherung GmbH (DIVA) ist das Forschungsinstitut des Bundesverbands Deutscher Vermögensberater (BDV) und Hochschulinstitut der Fachhochschule der Wirtschaft (FHDW).

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