GDV-Konferenz: Vertrieb im Zeichen von Verbraucherschutz und Nachhaltigkeit

Zwei Themen standen im Mittelpunkt der Vertriebskonferenz des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV): Die EU-Kleinanlegerstrategie und die Frage, wie Versicherer und ihre Kunden mit dem Thema nachhaltige Kapitalanlage umgehen. Mit ihrem Vorschlag will die Kommission erreichen, dass mehr Menschen von den Chancen am Kapitalmarkt profitieren. „Wenn aus Sparern Investoren werden sollen – die Kleinanlegerstrategie der EU-Kommission” lautete denn auch der Titel des ersten Panels der Vertriebskonferenz, die nach zwei Jahren erstmals wieder als Präsenzveranstaltung in Berlin stattfand.

Kern der von GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen moderierten Diskussion mit den am aktuellen Gesetzgebungsprozess Beteiligten waren die im Aktionsplan für die Kapitalmarktunion vorgeschlagenen neuen Regeln für Informationspflichten sowie die Maßnahmen zur Förderung der Finanzbildung und zur Reduktion der Komplexität von Produkten. Einig waren sich die Diskutanten, dass Kleinanleger wirksam geschützt werden müssen und Finanzanlageprodukte aller Art über Ländergrenzen hinweg vergleichbar sein sollen, damit das angestrebte Ziel erreicht wird, Sparern zu mehr Rendite zu verhelfen und Kapital in die europäische Realwirtschaft zu lenken.

David Cowan aus der Abteilung Verbraucherschutz bei der Aufsichtsbehörde EIOPA machte deutlich, was aus Sicht der europäischen Aufsichtsbehörde für die Verbraucher wichtig ist: Die Menschen dazu zu bringen, mehr zu sparen und ihnen dabei „eine sichere Umgebung“ sowie „finanzielle Bildung“ anzubieten. Für ein besseres Kosten-Nutzen-Verhältnis könnten das auch digital vertriebene Produkte sein. Diese dürften aber nicht zu komplex werden. Darauf ging auch Marcel Haag aus der EU-Generaldirektion für Finanzstabilität, Finanzdienstleistungen und Kapitalmarktunion ein: „Wir stellen das Interesse des Kunden in den Vordergrund.“ Hohes Verbraucherschutzniveau werde gewährleistet, das liege auch im Interesse der Finanzindustrie. Er wollte sich indes nicht festlegen, wann die Vorschläge der Kommission kommen. Das Gesetz solle aber noch in dieser Legislaturperiode des Europäischen Parlaments verabschiedet werden. Die Vorstandsvorsitzende der Württembergischen Versicherung, Zeliha Hanning, begrüßte ausdrücklich den zurückhaltenden Zeitplan der EU-Kommission. „Essenziell ist es, dass wir im Dialog bleiben. Das ist ein Herzensanliegen auch des Verbandes“, sagte sie.

Die Überschrift über der zweiten Podiumsdiskussion des Tages lautete „Wann Menschen sich für Nachhaltiges entscheiden – Verhaltensökonomische Ansätze“. Denn für den Vertrieb wird das Thema spätestens ab August entscheidend, denn ab dann sind alle, die versicherungsbasierte Anlageprodukte vertreiben, verpflichtet, die Nachhaltigkeitspräferenzen der Kunden explizit zu erfragen. Einig war sich die Runde darin, dass der Vertrieb ganz allgemein mit Blick auf den Klimawandel schon seit einiger Zeit die Verschiebungen im Wertesystem spüre, die Veränderungen des moralischen Kompasses sowohl des Einzelnen als auch der Gesellschaft. (DFPA/mb1)

Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV) mit Sitz in Berlin ist die Dachorganisation der privaten Versicherer in Deutschland. In dem Verband sind rund 460 Mitgliedsunternehmen mit 487.500 Mitarbeitern, 454 Millionen Versicherungsverträgen und einem Kapitalanlagebestand von etwa 1,8 Billionen Euro zusammengeschlossen.

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