Laut einer Analyse des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts (HWWI) im Auftrag der Postbank bleiben die Preise für Wohnimmobilien in Deutschland auf einem hohen Niveau. Im Jahr 2022 mussten Käufer in neun von zehn Landkreisen und kreisfreien Städten im Durchschnitt mehr für eine Eigentumswohnung bezahlen als im Vorjahr. In 60 Prozent der Regionen stiegen die Kaufpreise im Vergleich zu den Jahresnettokaltmieten für eine gleichgroße Wohnung.
Die Experten des HWWI prognostizieren bis 2035 reale Preisanstiege, insbesondere in den größten sieben Metropolen und ihrem Umland, vielen weiteren Großstädten sowie in Landkreisen im Süden und Nordwesten. In weiten Teilen Ostdeutschlands dagegen werden sinkende Preise erwartet. Laut dem Postbank Wohnatlas 2023 können sich Investitionen in Eigentumswohnungen in Deutschland trotz des allgemein hohen Preisniveaus noch lohnen, vorausgesetzt, die Kaufpreise sind im Vergleich zur Nettokaltmiete moderat und es besteht Aussicht auf weitere reale Wertsteigerungen. Derzeit erfüllen diese Bedingungen vor allem 37 Regionen in Deutschland.
Der Trend, dass die Kaufpreise stärker als die Mieten steigen, hat sich 2022 deutlich abgeflacht. Die Nettokaltmieten erhöhten sich im Vergleich zum Vorjahr im Durchschnitt aller Landkreise und kreisfreien Städte nominal um 4,5 Prozent, während die Kaufpreise mit einem Plus von 6,2 Prozent nur leicht darüber lagen. Im Vorjahr hatten die Kaufpreise noch um 12,4 Prozentpunkte stärker zugelegt als die Mietpreise.
Der sogenannte Vervielfältiger, der angibt, wie viele Jahresnettokaltmieten für eine gleich große Eigentumswohnung gezahlt werden müssten, blieb 2022 weitgehend stabil auf einem hohen Niveau. Im Durchschnitt über alle Landkreise und kreisfreien Städte stieg er um 0,4 auf 29 Jahresnettokaltmieten. Ein Drittel der Regionen wies einen Vervielfältiger über 30 auf, was ein sehr hohes Preisniveau bedeutet. Dies betraf vor allem Küstengebiete, die großen Metropolen, viele weitere Großstädte und weite Teile Bayerns. Niedrigere Vervielfältiger unter 22,5 waren hauptsächlich in ländlichen Gebieten der Bundesländer Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen sowie teilweise in Niedersachsen und Rheinland-Pfalz zu finden.
In Küstenregionen und auf den Inseln der Nord- und Ostsee sind die Kaufpreise für Eigentumswohnungen derzeit sehr hoch, sowohl absolut als auch im Vergleich zu den Jahresnettokaltmieten. Der Landkreis Nordfriesland mit den Ferieninseln Amrum, Föhr und Sylt wies 2022 den höchsten Vervielfältiger (89,3) auf. Auch die Landkreise Rostock (Mecklenburg-Vorpommern) mit der Ostseeküste, Vorpommern-Rügen (Mecklenburg-Vorpommern), Aurich und Leer (Niedersachsen) mit den ostfriesischen Inseln sowie Dithmarschen und Ostholstein in Schleswig-Holstein gehören zu den Top Ten. Auch in den bayerischen Ferienregionen Miesbach, Garmisch-Partenkirchen und Starnberg haben sich die Kaufpreise von den Mieten entfernt.